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Stromnetzausbau für die Klimaneutralität des Bayerischen Chemiedreiecks

Lesezeit
4 Minuten

Letzte Aktualisierung
6.3.2024

Corporate

  • Steigender Strombedarf für Industrietransformation von Unternehmen im Bayerischen Chemiedreieck erfordert Modernisierung und Ausbau der Strominfrastruktur
  • TenneT plant eine neue 380-Kilovolt-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn, je ein neues Umspannwerk in Burghausen und Simbach sowie eine neue Schaltanlage im Raum Zeilarn
  • Die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) plant, das Hochspannungsnetz in der Region zu verstärken
  • Kommunikationsauftakt in Altötting: TenneT, Bayernwerk und Unternehmen aus dem Chemiedreieck informieren Politikerinnen und Politiker der Region

TenneT und das Bayernwerk haben gestern in Altötting den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes vorgestellt, der eine entscheidende Rolle für die Industrietransformation der energieintensiven Unternehmen im Bayerischen Chemiedreieck spielt. Die Netzausbaupläne basieren auf detaillierten Strombedarfsprognosen der Wacker Chemie AG, OMV Deutschland GmbH und des Chemieparks GENDORF. Auf dem Weg hin zur Klimaneutralität werden die Firmen künftig an ihren Standorten im Chemiedreieck deutlich mehr elektrische Energie benötigen.

Das Bayerische Chemiedreieck steht vor wegweisenden Veränderungen. Um die Energiewende voranzutreiben und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren, setzen die energieintensiven Unternehmen des Chemiedreiecks auf die Transformation ihrer Industrieprozesse. Im Fokus steht dabei die Elektrifizierung. Auf dieser Basis haben die Unternehmen ihren Strombedarf für die kommenden Jahrzehnte berechnet: Sie gehen davon aus, dass ihr Bedarf bis 2050 beim 2,5-fachen des heutigen Strombezugs liegt, nämlich bei einer Leistung von rund zwei Gigawatt. Das macht eine umfassende Modernisierung und den Ausbau der Netzinfrastruktur in den Landkreisen Rottal-Inn und Altötting erforderlich. Für die regional und international bedeutenden Chemieunternehmen ist dieser Ausbau von entscheidender Bedeutung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und den Wirtschaftsstandort langfristig zu sichern.

Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher der Initiative ChemDelta Bavaria, unterstreicht die Notwendigkeit des Netzausbaus für die Unternehmen in der Region: „Bereits jetzt verbraucht das Chemiedreieck mehr als fünf Terawattstunden Strom pro Jahr. Das ist rund ein Prozent des gesamtdeutschen Strombedarfs. In Zukunft wird dieser Wert noch deutlich ansteigen, schließlich gilt es, mit nachhaltig erzeugtem Strom den Sprung zur Klimaneutralität zu schaffen – etwa, indem wir unseren zwingend benötigten Prozessdampf mit strombetriebenen Wärmepumpen anstelle von Gaskraftwerken erzeugen. Die dafür notwendigen Strommengen können nicht nur in der Region erzeugt werden, sie müssen im Wesentlichen von außen herangeführt werden. Deswegen ist ein deutlicher Ausbau der Netzinfrastruktur für uns von essenzieller Bedeutung. Der Bau der zweiten 380-kV-Leitung muss schnellstmöglich und ohne Verzögerungen erfolgen.“

TenneT wird mit dem Bau einer neuen 380-Kilovolt-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn und je einem neuen Umspannwerken in Burghausen und Simbach sowie einer neuen Schaltanlage im Suchraum Zeilarn die Versorgung der ansässigen energieintensiven Industrieunternehmen sowie der Bürgerinnen und Bürger mit nachhaltig erzeugtem Strom sichern.

Tim Meyerjürgens, COO von TenneT, betont die Bedeutung des Übertragungsnetzes: „Der Ausbau des Höchstspannungsnetzes im Bayerischen Chemiedreieck ist ein wesentlicher Schritt, um die Region zukunftsfähig zu machen und den Wirtschaftsstandort zu stärken. Die geplanten Maßnahmen legen den Grundstein für die Transformation der ansässigen Unternehmen und somit für den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. Darüber hinaus trägt der Netzausbau dazu bei, die Strompreise zu stabilisieren, indem er die Übertragungskapazität erhöht und somit die Notwendigkeit von Eingriffen ins Netz reduziert. Dies wird langfristig dazu beitragen, die hohen Kosten für die Engpassbewirtschaftung zu senken." Mit Blick auf die weiteren Planungen betont Meyerjürgens daher: „Uns ist es wichtig, die Öffentlichkeit von Anfang an mit einzubeziehen, denn der Netzausbau in Bayern ist für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung von morgen alternativlos. Gleichzeitig sind wir auf die Unterstützung vor Ort angewiesen, damit wir gemeinsam mit allen Beteiligten den Netzausbau konsequent vorantreiben und rasch in die Realisierung bekommen.“

Parallel plant das Bayernwerk in der Region die Modernisierung seines Hochspannungsnetzes, um die angeforderte Leistung für seine Industriekunden bereitszustellen. „Die Unternehmen des Chemiedreiecks sind direkt an unser Hochspannungsnetz angeschlossen. Wir wollen unseren Kunden eine klimaneutrale Zukunft ermöglichen und planen daher die umfassende Erneuerung und den Ausbau des Netzes“, sagt Robert Pflügl, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH. Damit schafft der Verteilnetzbetreiber laut Robert Pflügl auch mehr Kapazitäten für die Einspeisung erneuerbarer Energie in der Region: „Vom Verteilnetzausbau werden nicht nur die Industrieunternehmen profitieren. Wir werden in einem hochmodernen Netz auch mehr lokal erzeugten Ökostrom im Netz aufnehmen und verteilen können.“

In diesem Zusammenhang lobt Erwin Schneider, Landrat von Altötting, die Informationspolitik der Unternehmen und sichert seine Unterstützung zu: „Wir befinden uns derzeit zweifelsohne in einem Transformationsprozess, der unser gesamtes Wirtschaftsleben erfasst. Der Ausbau des Stromnetzes ist daher ein zentraler Baustein, den hohen Energiebedarf der chemischen Industrie auch in Zukunft zu decken. Daher freuen wir uns, dass die zentralen Akteure heute gemeinsam den Start für die zukunftssichere Stromversorgung des Chemiedreiecks vereinbart haben.“

Karte Zeilarn-Burghausen-Simbach

 

Geplante Maßnahmen für die klimaneutrale Zukunft des Bayerischen Chemiedreiecks

Am 1. März 2024 bestätigte die Bundesnetzagentur den Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 (2023) der vier Übertragungsnetzbetreiber und damit auch die Notwendigkeit des Projekts P474. Das Projekt sieht eine neue 380-KV-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn vor, zwei neue Umspannwerke in Burghausen und Simbach sowie eine Schaltanlage im Raum Zeilarn. Die Bestätigung durch die Bundesnetzagentur ermöglicht TenneT nun den Beginn der Planung eines Trassenkorridors. Im ersten Schritt werden zeitnah Flächen für die Umspannwerke und die Schaltanlage gesucht, die als Knotenpunkte der Netzplanung maßgeblich für die weitere Planung sind. Das gesamte Neubauprojekt begleitet TenneT mit umfassenden Dialog- und Informationsmaßnahmen , um alle Beteiligten kontinuierlich über die aktuellen Planungen zu informieren. Die Inbetriebnahme ist vor 2035 geplant.

Das Bayernwerk plant, vorhandene Hochspannungsleitungen in der Region zu erneuern und zu verstärken: Das Umspannwerk Bruck bei Gendorf soll erweitert werden und eine direkte Anbindung an den Netzknoten Pirach bei Burgkirchen an der Alz erhalten. Dafür will das Bayernwerk die Leitung zwischen Pirach und Bruck ertüchtigen. Auch die beiden Hochspannungsleitungen, die zwischen Pirach und dem Wacker-Standort in Burghausen verlaufen, sollen erneuert werden. Das neue Umspannwerk bei Burghausen, ein Knotenpunkt von Übertragungs- und Verteilnetz, will der Verteilnetzbetreiber mit neuen Hochspannungsleitungen Richtung Simbach und zu den Standorten von Wacker und OMV anbinden. Darüber hinaus ist geplant, die Leitungen Töging-Pirach und Töging-Neuötting zu modernisieren. Im Herbst dieses Jahres beginnen die Bauarbeiten an der Leitung Töging-Neuötting. Voraussichtlich 2025 will das Bayernwerk mit der Modernisierung der Freileitung Töging-Pirach beginnen.

Kontakt

Ina-Isabelle Haffke

Ina-Isabelle Haffke

Pressesprecherin – Netzausbau Onshore Süd, Energiepolitik und Industriestrategie Süd, Netzentwicklungsplan, Flexibilität & Innovationen