Skip to content
Ostbayernring Masterhalt

Denkmäler und Nistplätze: Gründe für den Masterhalt

Mit Abschluss der Bauarbeiten am Neubau einer Freileitung geht die Konstruktion ins öffentliche Bild über und wird Teil der Kultur- und Industrielandschaft. Kommt es viele Jahre später dann zu einem Austausch und Abbau alter Leitungen, wundern sich Anwohner oft noch einmal über den fast vertrauten Anblick. In seltenen Fällen gibt es dann ein Bestreben, alte Maste zu erhalten. Die Gründe reichen vom Aufwand des Rückbaus bis zum Vogelschutz und Denkmalschutz.

Neue Maststandorte bestimmen die Planung und Genehmigung im Netzausbau wie vermutlich kein zweites Thema. Nicht selten wird um jeden Meter gerungen, damit eine potenzielle Beeinträchtigung so gering wie möglich ausfällt. Andersherum gibt es beim Tausch im Rahmen des Ersatzneubaus teilweise auch das Bestreben, alte Masten zu erhalten. Das kann verschiedene Gründe haben: Ein Mast hat sich als Nistplatz etabliert oder er steht an einer für Abbau und Bergung komplizierten Position. Oder aber die Konstruktion hat sich so ins Landschaftsbild eingefügt, dass man sich in der Region für den Erhalt einsetzt, um ihn als Denkmal oder für eine ganz neue Nutzung zu erhalten.

 

Dokumentation technischer Pionierleistung

Vermutlich ist es der markanteste Höchstspannungsmast: An der Straße von Messina markiert ein ehemaliger Freileitungsmast den Übergang zwischen dem italienischen Festland und Sizilien. Die Stromversorgung über die Meeresenge wurde bereits 1994 auf ein Seekabel umgestellt. Aber die weithin sichtbaren, rot-weiß gestrichenen Freileitungsmasten wurden als technische Pionierleistung unter Denkmalschutz gestellt. Immerhin waren sie – bis zur Fertigstellung der „Elbekreuzung 2“ – einmal die höchsten Freileitungsmasten der Welt. Mit ihrem entsprechend starken Fundament kommen sie auf eine Gesamthöhe von 232 Metern. Heute dienen sie als Wetterstation, zur Übung von Höhenrettungen, als Antennen und für kletterfreudige Besucher als Aussichtsturm.

 

Denkmalgeschützte Maste

Auch in Deutschland gibt es unter Denkmalschutz stehende Masten im Übertragungsnetz. Zum Beispiel wurden einzelne Abschnitte der in den 1920er und 1930er Jahren verwirklichten Nord-Süd-Leitung in Baden-Württemberg als „Pionierleistung im Bereich Elektrizitätsversorgung“ unter Schutz gestellt. Das Kulturdenkmal führt heute keinen Strom mehr, verfügt für ein vollständiges Bild jedoch über die klassische Beseilung. Einzelne Masten stehen auch an anderer Stelle unter Schutz, so etwa zwei Schleuderbetonmaste einer früheren 50-kV-Leitung im thüringischen Saale-Orla-Kreis, nur wenige Kilometer nördlich des Ostbayernrings.

 

Masterhalt als Nistplatz

Vögel nutzen Masten der Freileitungen gern zum Nisten und Ausruhen, so etwa Greifvögel, die hier eine gute Aussicht auf die Umgebung haben. Auf Höchstspannungsleitungen sind kleine und mittelgroße Vogelarten auch sicher, da die Abstände zwischen den stromführenden Teilen zu groß für einen Stromüberschlag sind. Können diese vertrauten Nistplätze nach dem Abschalten eines Abschnitts erhalten bleiben? Von Tierfreunden und Naturschutzverbänden erreicht uns immer mal diese Frage, einzelne Standorte nach dem Rückbau zu erhalten. Mit Nisthilfen und entsprechend vorbereiteten Bäumen versuchen wir als Übertragungsnetzbetreiber dagegen aber eher, Vögel und Fledermäuse von der Leitung wegzulocken. Unsere Ausgleichsmaßnahmen und Umzugshilfen stellen den Tieren frühzeitig einen Lebensraum zur Verfügung, der natürlicher und sicherer ist als der künstliche Nistplatz auf einem Bestandsmast.

 

Eigenbedarf oder anderweitige Verwendung

Natürlich kann es noch andere Beweggründe geben, einen Strommast zu behalten. Im Rahmen der frühen Planungs- und Genehmigungsschritte für den neuen Ostbayernring erreichte TenneT zum Beispiel einmal der Einwand eines Eigentümers, den Rumpf eines der alten Masten als eine Art Aussichtsplattform zu erhalten. Auch wenn uns die Begeisterung für die solide Konstruktion erfreut hat, konnte sich der Wunsch in diesem Fall am Ende leider nicht durchsetzen. In sehr wenigen Fällen wurden aber die untersten Elemente einzelner Altmasten im Raum des Ostbayernrings auf Grund eines Hinweises stehengelassen. Hier hatten sich Wildtiere in dem mittlerweile dichten Bewuchs rund um die Konstruktion angesiedelt und nutzten den Rest vom Mast als ein sicheres Versteck.

 

Komplizierte Bergung

Was eher als einzelne Masten von einer Bestandsleitung übrig bleibt, sind die Teile einzelner Fundamente. Sie sind solide gebaut und schwierig abzubauen. Daher entfernen wir beim Rückbau manchmal nur die obersten Meter und schleifen das Fundament bis auf einen Rest, der dann tief im Boden verbleibt. Hier hätte eine vollständige Entfernung mit Blick auf den Naturschutz eher Nachteile. Nach Abschluss der Arbeiten ist dieser Sockel nicht sichtbar und der Boden lässt sich auch wieder bearbeiten.