Frost und eisiger Ostwind: wie hält ein Freileitungsmonteur das aus?
-
18. Januar 2021
-
Bau und Planung,
Neues zur Westküstenleitung,
Energie-News aus Schleswig-Holstein

Ein eisiger Ostwind weht. Minus 12 Grad zeigt das Thermometer. Kaum einer geht vor die Tür. Doch die Freileitungsmonteure bei Husum klettern auch in diesen frostigen Tagen auf die neuen Masten der Westküstenleitung. Die Energiewende muss weiter gehen. Doch wie hält man das da oben aus, wenn die Kälte so erbarmungslos ist?
Sven Obst ist Streckenbauleiter bei der Baufirma Cteam, die für TenneT an der Westküste die meisten Masten baut. Der Mann aus Lichtenberg im Erzgebirge ist schon zu DDR-Zeiten bei Temperaturen um minus 10 Grad in die Masten gestiegen. Er erinnert sich: "Mehr als Filzjacke und Parka – übereinander angezogen - gab es damals nicht. Aufgewärmt haben wir uns am Kohleofen im Mannschaftswagen."
Da geht es den Freileitungsmonteuren heute schon besser. Aber: Helden des Winters und der Energiewende sind sie dennoch. Die Frost-Kluft von heute hat etwas von High Tek. Die coolen Kletterer tragen dick gefütterte Overalls, darüber noch Thermo-Arbeitshosen. Darunter wappnen sie sich mit langen Unterhosen und langärmeligen T-Shirts gegen die Kälte – beides auch schon mal in doppelter Ausführung. Den Nacken schützt ein Kapuzenpulli. Schlauchtücher halten die Kälte von Hals und Gesichtern fern.
Schwierig ist der Schutz der Hände, weil die für die Montagearbeiten noch "griffig" bleiben müssen. Stoffhandschuhe, die noch über wind-abweisende Regenhandschuhe angezogen werden, helfen hier und halten Finger sowie Hände leidlich warm. Italienische Haix-Sicherheitsschuhe mit Webpelzfutter verhindern, dass die Füsse erfrieren.
Und trotz allen Schutzes: vier Stunden müssen die Männer so vermummt im Mast ausharren. Um 8 Uhr morgens geht es hoch in den Mast. Dorthin, wo es immer noch kälter ist und der Wind noch mehr beißt als unten am Boden. Erst um 12 Uhr geht's wieder runter - eine Stunde aufwärmen im Auto. Die programmierte Standheizung hat das Auto rechtzeitig vorgewärmt. Am Nachmittag dann noch einmal dieselbe vierstündige Frost-Challenge.
"Ganz ehrlich", sagt Sven Pabst, "es gibt noch etwas, das schlimmer ist als Frost und Wind: wenn Kälte und Regen zusammen kommen und die Klamotten nass werden – das ist so richtig fies."
Dirk Warnecke, bei TenneT zusammen mit Burak Büyükdere verantwortlich für die Baustellen bei Husum und den gesamten 4. Abschnitt der Westküstenleitung bis nach Niebüll (38 Kilometer, 104 Masten) bringt es auf den Punkt: "Es gibt wohl keine Berufsgruppe, die Wetterextremen so unmittelbar ausgesetzt ist wie die Freileitungsmonteure. Im Sommer sind sei bei größter Hitze im Mast, im Winter bei Frost und eisigem Wind. Was die Männer da an der Westküste jeden Tag leisten, das verdient den allergrössten Respekt."
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.
0 Kommentare