Man muss viele Frösche küssen… oder besser nicht?
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27. März 2020
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Umwelt
Bei Kartierung zu SuedOstLink auf Tuchfühlung mit Frosch und Unke
Mit den ersten warmen Frühlingstagen begeben sie sich auf eine häufig kilometerlange Wanderschaft: Amphibien wie Frösche und Unken erwachen aus ihrer Winterstarre und suchen den Weg zu jenen Tümpeln und Weihern, in denen sie selbst aufgewachsen sind. Das ist eine hervorragende Gelegenheit, die Tiere genauer zu beobachten!
Für Hand- und Kescherfänge betreten und befahren unsere Kartierer insbesondere landwirtschaftliche und öffentliche Wege und verzeichnen ihre Beobachtungen in einer so genannten Datenkarte. Die Informationen helfen im Laufe der weiteren Planungen dabei, das Vorkommen der verschiedenen Amphibienarten hinsichtlich seiner Bedeutung für den Naturhaushalt und den Artenschutz zu bewerten.
Der Moorfrosch (Rana arvalis) etwa ist in Bayern nur noch vereinzelt anzutreffen und stark gefährdet. Dennoch sorgen die männlichen Vertreter während der Paarungszeit für ein besonderes Naturschauspiel: ihr sonst erdfarbener Rücken färbt sich blau oder violett. In der Nacht oder bei Regenwetter sammeln sich hunderte der Männchen in den Laichgewässern und versuchen mit gurgelnden und glucksenden Lauten, auf sich aufmerksam zu machen. Moorfrösche sind vor allem in Gebieten mit hohem Grundwasserstand, z.B. in Nass- und Feuchtwiesen zu finden.
Mit weit niedrigeren Wasserständen kommt die Gelbbauchunke (Bombina variegata)zurecht. Sie ist u.a. in Kies-, Sand- oder Tongruben, in Steinbrüchen oder auf Truppenübungsplätzen und im Wald zu finden. Dabei kann sie sogar kleinste Gewässer wie wassergefüllten Fahrspuren nutzen. Die Tiere, die bis zu 15 Jahre alt werden können, sind mit ihrer braunfleckigen Färbung am Rücken in schlammigen Tümpeln perfekt getarnt. Die Bauchseite hingegen ist von einem auffälligen, schwarz-gelben Fleckenmuster überzogen. Das Muster ist dabei individuell verschieden, wie der menschliche Fingerabdruck. Die Signalfarbe soll, in Kombination mit einem giftigen Hautsekret, Fressfeinde abschrecken. Daher gilt für unsere Kartierer: Bitte Abstand halten!
Eine ähnliche Strategie verfolgt auch die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus). Fühlt sie sich bedroht, gräbt sie sich ein oder bläht sich auf und gibt ein nach Knoblauch und verbranntem Schwefel stinkendes Sekret ab. Gelegentlich versucht sie auch, Gefahren durch Sprünge mit geöffnetem Maul auf den Angreifer oder Stöße und Bisse in Verbindung mit lauten Rufen abzuwehren. Das nachtaktive Tier ist in trockenen Lebensräumen wie Sandgruben und Heiden, aber auch extensiv genutzten Äckern und lichten Kiefernwäldern zu finden.
Der Trassenkorridor von SuedOstLink bietet diesen und vielen weiteren Amphibienarten einen geeigneten Lebensraum. Mit den Kartierungsmaßnahmen vor Ort können wir die Lebens- und Naturräume systematisch erfassen und die Datengrundlage für unsere weiteren Planungen stetig erweitern, um die Tiere auch während der Bauphase bestmöglich zu schützen.
Die Bildrechte liegen bei Matthias Herold.
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