Erneuerbare, Dezentralität oder Netzausbau? Sowohl als auch!
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30. April 2020
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Neues aus der Fachwelt und Wissenschaft
Eine neue ifo-Studie analysiert die bayerische Stromversorgung bis 2040
Das ifo-Institut, eine Münchner Forschungseinrichtung, die sich mit der Analyse der Wirtschaftspolitik beschäftigt, hatte bereits im November letzten Jahres die Studie „Dezentrale Energieversorgung versus Netzausbau“ veröffentlicht, in der die zukünftige Energieversorgung in Bayern analysiert wurde. Schon damals stellten die Experten unter anderem fest, dass der Verzicht auf einen weiteren Netzausbau spürbare Auswirkungen auf die Strompreise hätte, vor allem in Süddeutschland (wir hatten bereits darüber berichtet, den entsprechenden Beitrag gibt es hier). Die neueste Studie „Szenarien für die bayerische Stromversorgung bis 2040“ geht nun einen Schritt weiter und untersucht drei verschiedene mögliche Zukunftsszenarien der bayerischen Stromversorgung bis 2040, darunter
1) den Ausbau an erneuerbaren Energien
2) den Zubau von zentralen Gaskraftwerken sowie
3) den Zubau an dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) im Dienstleistungs- und Industriesektor.
Das Ergebnis ist eindeutig: durch den Ausstieg aus der Kern- und Kohlestromerzeugung verschlechtert sich die Leistungssicherheit in Bayern in jedem Fall. In keinem der Szenarien reicht die verfügbare Leistung aus, um den Eigenbedarf zu jeder Zeit zu decken. Das heißt im Folgeschluss auch, dass zukünftig immer mehr Strom nach Bayern importiert werden muss.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Maßnahmen Bayern ergreifen sollte. Die Studie legt den berühmten Mittelweg nahe – statt auf ein Pferd zu setzen, wäre eine Kombination aus starkem Ausbau an erneuerbaren Energien mit dezentral angelegten KWK-Anlagen wünschenswert. In diesem Fall würden sowohl die Strompreise als auch die Emissionen gering bleiben und zugleich Wertschöpfung und Leistungssicherheit am ehesten gewährleistet. Zusätzliche Übertragungskapazitäten führten darüber hinaus zu einer besseren Integration von erneuerbaren Energien und einer Verringerung von Grenzkosten, so die Experten. Eine stärkere Anbindung Bayerns an das europäische Stromnetz hätte dabei den größten Effekt auf eine Strompreissenkung, heißt es in der Studie.
Bei der Auswertung der Nord-Süd-Verbindungen nach Bayern zeige sich sowohl für „SuedLink“ als auch für „SuedOstLink“ eine hohe richtungsunabhängige Auslastung. Die zusätzlichen Möglichkeiten des Stromtransports erhöhten des Weiteren die Chance, günstige Erzeugungskapazitäten zu nutzen und in andere Gebiete zu übertragen. Schließlich müssten durch die verbesserte Übertragungskapazität weniger Erneuerbare Energien abgeregelt werden, wodurch laut Studie ein „wertvoller Beitrag zu einer schnellen und gelungenen Energiewende“ geliefert werden könne.
Beim Lesen wird vor allem eines klar: die Lösung für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland liegt nicht im „entweder oder“, sondern vielmehr im „sowohl als auch“. Netzausbau, dezentrale Energieerzeugung und Erneuerbare Energien sollten nicht als gegensätzliche Optionen begriffen werden, sondern als sich ergänzende Bausteine, die die deutsche Energiewende erst zu einem stabilen Konstrukt formen. Wie sagt man so schön: die Mischung macht’s!
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