Beginn der Bauausführungsplanung
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29. August 2019
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Bau
Bauablauf
Der Bau einer rund 185 km langen Freileitung muss gut organisiert sein. 460 Maste sollen für den Ostbayernring errichtet werden. Wie lange dauert die Montage jedes einzelnen Mastes? 30.000 Tonnen Stahl werden insgesamt angeliefert. Mit welchen Fahrzeugen können die Straßen und Wege befahren werden? 30 Mal kreuzt der neue Ostbayernring die bestehende Leitung. Wann und für wie lange können unsere Kollegen in der Schaltwarte den bestehenden Ostbayernring dafür abschalten? Diese und viele andere Fragen sind nicht nur für die Planung der Leitung eine Herausforderung, sondern noch vielmehr für den Bau. Daher muss für einen detaillierten Bauablaufplan einiges beachtet werden.
Wie auch in der Planung bilden die Umspannwerke Redwitz, Mechlenreuth, Etzenricht und Schwandorf die Aufteilung zwischen den Bauabschnitten. Die beiden Abschnitte zwischen Redwitz und Mechlenreuth sowie zwischen Etzenricht und Schwandorf liegen derzeit im Fokus für den Baubeginn. Im Jahr 2021, evtl. schon Herbst 2020 , sollen hier die ersten Bagger rollen.
Aus diesem Anlass hat TenneT aktuell die beiden Leitungsbaufirmen Cteam und EQOS Energie aus Österreich beauftragt, die Erstellung der Bauausführungsplanung zu unterstützen. Die beiden erfahrenen Freileitungsbauer werden den Ostbayernring ab September 2019 nochmals abfahren und alle geplanten Maststandorte, Zuwegungen und Montageflächen vor Ort begutachten.
Bei den Zuwegungen in anspruchsvollen Geländeumgebungen ist zu beachten, welche notwendigen Gerätschaften im Bau zum Einsatz kommen. Dabei spielen zum Beispiel Höhe - und Gewichtsbeschränkungen bei Durchfahrten und Brücken eine Rolle. Auch die Hanglage eines Weges und eine Abschätzung der möglichen Belastungen sind wichtige Indizien, welche Fahrzeuge dort für den Leitungsbau geeignet sind.
Die jeweilige Masthöhe und Montagefläche haben Einfluss auf die Einsatzmöglichkeit verschiedener Kräne. Bei einer ausreichenden Montagefläche können die Mastteile auf dem Boden vormontiert werden und mit größeren Kränen hochgehoben werden, um am Mast angebracht zu werden. Anders herum können aber auch kleinere Kräne zum Einsatz kommen und die Stahlelemente des Mastes werden kleinteiliger direkt am Mast montiert. Das ist stark abhängig von der Situation und Topographie vor Ort und hat natürlich auch Auswirkungen auf die Dauer, die für die Errichtung eines einzelnen Mastes im Bauablaufplan anberaumt wird.
In dieser Phase der Bauvorbereitung arbeiten die Planer und Praktiker Hand in Hand. Die Kriterien für den Bau haben die technischen Planer des Ostbayernrings selbstverständlich bereits mit berücksichtigt. Bei der Erstellung der Bauausführungsplanung überlässt TenneT jedoch nichts dem Zufall und setzt hier auf den Erfahrungsaustausch mit den Praktikern. Gleichzeitig müssen die Bauexperten die Ausführungsplanung anhand zugrundeliegender Planungsprämissen durchführen.
Bedeutung von Planungsgrundsätzen im Bau
Einer dieser Planungsgrundsätze beinhaltet, dass der Ostbayernring laut Gesetz ein Ersatzneubau in bestehender Trasse ist. Was bedeutet das genau? Der bestehende Ostbayernring muss während der Bauphase weitestgehend im laufenden Betrieb bleiben, damit die Stromversorgung der Region Oberranken und der Oberpfalz gewährleistet bleibt. Daher können die Maste nicht 1:1 ersetzt werden. Überall dort, wo der Ostbayernring in enger Anlehnung an die Bestandsleitung geplant wird, muss mindestens ein elektrischer Sicherheitsabstand von ca. 60 Metern eingehalten werden. Das kommt im Bau auch dem Schutz der Freileitungsmonteure zugute.
Abschaltungen des Ostbayernrings sind nur in eng begrenzten Zeiträumen möglich. Diese sind immer erforderlich, wenn der neue Ostbayernring die Bestandsleitung kreuzt. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten bei der Bauausführung. Entweder ein Stromsystem des bestehenden Ostbayernrings wird auf ein provisorisches Gestänge umverlegt, damit die Bauarbeiten spannungsfrei und sicher im Bereich der ursprünglichen Leitung vollzogen werden können. Eine andere Alternative ist die Abschaltung des Ostbayernrings für mehrere Wochen am Stück, damit die Kreuzung der Neu- und Bestandsleitung direkt umgesetzt wird. Diese langen Schaltzeiten sind aber nur äußerst selten in wenigen Wochen pro Jahr möglich, weil das 110-kV-Netz der Bayernwerk diese Versorgungslücke für lange Zeiträume nicht auffangen kann.
Solche Rahmenbedingungen sind wichtige Informationen und Details für den Bau. Anhand dieser Informationen können die Baufirmen abschätzen, welche Art von Provisorium in der jeweiligen Situation am besten geeignet ist. Daraus wird auch ersichtlich an welchen Stellen es für die Monteure kniffelig wird und an welchem Maststandort etwas mehr Bauzeit eingeplant werden sollte.
Auf diese Art und Weise entsteht in Zusammenarbeit des Planungs- und Bauteams Schritt für Schritt ein detaillierter Bauablaufplan.
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