Netzausbau und dezentrale Energiewende
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27. März 2018
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Neues aus der Fachwelt und Wissenschaft,
Neues zum Netzausbau
Netzausbau und dezentrale Energiewende
Am 13. März wurde in Berlin die Metastudie „Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze – Studie über Annahmen, Narrative und Erkenntnisse“ vorgestellt. Das Ökoinstitut in Freiburg, das die Förderung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung u.a. durch wissenschaftliche Forschung, Beratung und Aufklärung der Öffentlichkeit verfolgt, erstellte die circa neunzig Seiten starke Forschungsarbeit. Insgesamt wurden zehn Studien analysiert, die in den letzten fünf Jahren veröffentlicht wurden. Denn im Diskurs um den Strominfrastrukturausbau ist das Verhältnis zwischen Dezentralität und dem Bedarf an Netzausbau immer wieder Thema für Diskussionen.
In der Metastudie wurden die relevanten Zusammenhänge und Abwägungsfragen zwischen Zentralität, Dezentralisierung und zellularen Ansätzen, also lokaler Versorgung, betrachtet. Damit wurde vor allem das Thema Dezentralität, das in der öffentlichen Diskussion häufig vage bleibt, genauer untersucht. Die verschiedenen Dimensionen und Bewertungsaspekte von Dezentralität wurden mit qualitativen und quantitativen Methoden genau beleuchtet und der Zusammenhang zwischen Dezentralität und Netzausbau analysiert. Die Metastudie zeigt im Ergebnis klar auf, dass der bis 2030 geplante Netzausbau – selbst bei Nutzung aller zur Verfügung stehenden Speicher und Flexibilitätsoptionen – immer noch notwendig ist. Eine jederzeit verfügbare verbrauchsnahe Versorgung mit erneuerbaren Energien ist nicht vorstellbar, da die räumlich über ganz Deutschland verteilten Potenziale zur Erzeugung von Wind- und Solarstrom oft weit entfernt von den Verbrauchszentren liegen. Aspekte wie Naturschutz und Akzeptanz von Windkraftanlagen erschweren den dezentralen Ansatz zusätzlich.
Ein wichtiger Punkt sind zudem das Steuerungs- und auch das Marktmodell, die die Erzeugung, die Nachfrage und mögliche Flexibilitätsoptionen zusammenbringen. Bei einer ökonomischen Betrachtung sind den Kosten der Flexibilitätsoptionen stets die Infrastrukturkosten gegenüberzustellen. Da radikale dezentrale Steuerungsmodelle auf einer regionalen Abschottung des Marktes basieren, würde das zu hohen Kosten und Flächenverbrauch führen. Damit sind solche Dezentralitätsmodelle nicht mit dem regulativen Rahmen des europäischen Energiebinnenmarktes vereinbar.
„Die Studie bringt Gewissheit, dass derzeit geplante Übertragungsnetze für die Energiewende unabdingbar sind. Gleichzeitig werden aber deutliche Wissenslücken aufgezeigt: wir brauchen ein größeres Spektrum an Analysen zu vorstellbaren Entwicklungen des deutschen und europäischen Stromsystems mit allen damit verbundenen Folgen für Flächenbedarf, Kosten, Treibhausgasemissionen und Netzausbau. Nur so werden wir mehr Klarheit in die Debatte bringen ob Dezentralität langfristig einen weiteren Netzausbaubedarf verringern könnte", sagt Antonella Battaglini, Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative laut gemeinsamer Pressemitteilung der Renewables Grid Initiative, des Öko-Institutes und Germanwatch.
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