Die Kraftwerkslandschaft in Ostbayern im Wandel der Zeit
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12. Januar 2018
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sonstiges
Die Kraftwerkslandschaft in Ostbayern im Wandel der Zeit
Kraftwerke waren lange die Herzstücke unserer Energielandschaft. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert. Von den Kohlekraftwerken bei Schwandorf und Arzberg, die für die Region nicht nur eine sichere Stromversorgung gewährleisteten, sondern auch einer der wichtigsten Arbeitgeber waren, ist heute nichts mehr zu sehen.

Das Kohlekraftwerk „Else“ mit seinen 235 Meter hohen Betontürme prägte das Landschaftsbild bei Schwandorf sogar noch bis zu ihrer Sprengung im Jahr 2005. Aus der südlichen Richtung kommend waren die Kamine bereits von weitem zu sehen. 1930 wurde „Else“ nach nur zehnmonatiger Bauzeit in Betrieb genommen. Die Entscheidung der Bayernwerk AG für den Standort Dachelhofen bei Schwandorf war damals begründet durch seine Nähe zum Tagebau bei Wackersdorf und Steinberg am See. Die ca. 35 Mio. Tonnen Kohlevorkommen wurden im Laufe der Jahre über eine eigens gebaute Bahnlinie zum Kraftwerk transportiert. Nach deren Ausschöpfung stieg man in den letzten Betriebsjahren um auf Hartbraunkohle aus Tschechien. Mit einer Anfangsleistung von 55 MW steigerte sich „Else“ zu einer Maximalleistung von 700 MW ab 1981. In den 1970er Jahren war das Kraftwerk mit seinen 650 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber und Energieproduzent in der Region. Die Fusionierung von VIAG und VEBA zum Energiekonzern E.ON Bayern AG im Jahr 2000 bedeutete schließlich das Ende für „Else“. 2002 wurde das Kraftwerk abgeschaltet und rückgebaut. Die Sprengung der zwei Betontürme im Jahr 2005 war ein Ereignis, das von rund 10.000 Zuschauern begleitet wurde. Vom Kraftwerk ist heute nur noch die Schaltanlage übrig, die als 380/110-kV-Umspannwerk fungiert.
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Auch das Kohlekraftwerk in Arzberg war fast 100 Jahre lang ein wichtiger Energielieferant und für die Region ein bezeichnendes Unternehmen. Das Kraftwerk wurde Mitte 1915 in Betrieb genommen und produzierte anfangs rund 12 MW Strom, der ab 1924 in das Verbundnetz der Bayernwerk AG und damit den Ostbayernring eingespeist wurde. Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen erhöhten sukzessive die Leistung der mittlerweile drei Kraftwerksblöcke auf insgesamt 457 MW. Davon wurde ein großer Teil des Stroms bereits durch die Verbrennung von Erdgas gewonnen. Umweltschutz wurde ab den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein immer wichtigeres Thema. Aus diesem Grund wurde 1990 eine Rauchgasreinigungsanlage installiert, um den verschärften Abgasgrenzwerten Rechnung zu tragen.

Zur Stilllegung des Kraftwerks kam es schließlich fast zeitgleich mit der Stilllegung des Kraftwerks „Else“ bei Schwandorf im Jahr 2003 kurz nach der Fusion zur E.ON Bayern AG. Mit der Sprengung der Kühltürme im September 2006 begann der Rückbau. Damit endete ein wichtiges Kapitel der Geschichte der Energieerzeugung aus Kohle und Erdgas in Oberfranken. Dort wo einstmals das Kraftwerk stand, ist heute nichts mehr zu erkennen, da die gesamte Fläche renaturiert wurde.
Die Konsequenzen des Rückbaus der Kraftwerke bei Schwandorf und Arzberg spürte die ansässige Industrie – insbesonders das Naabwek der Vereinigten Aluminiumwerke AG (VAW) – sofort. Die steigenden Stromkosten machten den Betrieb nicht mehr rentabel. Die Lösung war der Bau einer eigenen Müllverbrennungsanlage, die den Betrieb mit ausreichend Energie versorgte, dessen Arbeitsplätze sicherte und zudem die Müllentsorgung der Region gewährleistete. Das Müllkraftwerk steht heute noch unter dem Zweckverband Müllkraftwerk Schwandorf (ZMS).
Für den Ostbayernring stellt die veränderte Kraftwerkslandschaft einen Bedeutungsgewinn dar. Er ist die Versorgungsleitung für die Region Oberfranken und Oberpfalz und Garant für eine stabile Energieversorgung. Über die Umspannwerke in Redwitz, Mechlenreuth, Etzenricht und Schwandorf wird der Strom in die Fläche verteilt. Gleichzeitig produziert die Region schon heute an manchen Tagen mehr Energie aus Wind und Photovoltaik als vor Ort benötigt wird. Durch den Ostbayernring können die erneuerbaren Energien abgenommen werden und zu den großen Verbrauchszentren gelangen.
Bildquellen:
Bild Kraftwerk Schwandorf:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ASprengung_des_K%C3%BChlturms_des_Kraftwerks_Schwandorf.jpg
Bild Kraftwerk Arzberg:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AKraftwerk-Arzberg_O.jpg
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