Gastbeitrag: Netztechnik hautnah erleben
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05. Dezember 2016
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Gastbeiträge
Der Umbau der deutschen Stromversorgung beschäftigt nicht zuletzt die regionale Wirtschaft. Dass rund 70% der jährlich bereitgestellten Elektrizität durch Unternehmen verbraucht wird, wird in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals nicht berücksichtigt. Demzufolge steht hier vor allem die sichere, aber auch die umweltfreundliche Versorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen in der Prioritätenliste weit oben.
In der Vergangenheit punktete der Standort Deutschland bei Unternehmen, gerade weil die lebenswichtige Versorgung mit Strom auf hohem Niveau gesichert war. Es mehren sich jedoch seit einigen Jahren die Sorgen, inwiefern die qualitativ hochwertige Versorgung weiterhin zur Verfügung stehen wird. Meldungen beispielsweise zu Spannungsschwankungen aus Betrieben mit sensibler Steuerungstechnik tragen zur Beunruhigung der Wirtschaft bei. Gleiches gilt für Veröffentlichungen der Netzbetreiber zu Eingriffen und den damit verbundenen Kosten, deren Zahlen stark ansteigen.
Grund genug für das regionale Gremium der IHK Regensburg im Bezirk Weiden, sich intensiv mit der regionalen Stromversorgung zu befassen. Mit den Vorhaben „Ersatzneubau Ostbayernring“ und der Neutrassierung „SüdOstLink“ queren zwei zentrale Netzbaumaßnahmen den Gremiumsbezirk, der die Landkreise Neustadt a. d. Waldnaab und Tirschenreuth sowie die kreisfreie Stadt Weiden umfasst. Das öffentliche Interesse ist nicht nur unter Bürgern, sondern auch auf Seiten der Wirtschaft entsprechend hoch. Gemeinsam mit dem zuständigen Netzbetreiber TenneT TSO wurde nun eine Informationsveranstaltung für die Gremiumsmitglieder durchgeführt. Verstärkt durch interessierte IHK-Mitgliedsunternehmen aus Schwandorf stand für die rund 20köpfige Gruppe zunächst der Besuch des Umspannwerkes Etzenricht auf dem Programm.
Nach der Begrüßung und einer ersten Einführung ins Thema durch Bürgerreferentin Ina-Isabelle Haffke und Ostbayernring-Projektleiter Thomas Erhardt-Unglaub stand der Rundgang durch die spektakuläre Anlage zwischen Etzenricht und Rothenstadt an. Hier wurden den Unternehmern in erster Linie die Grundlagen der notwendigen Netzführung vermittelt. So machte auch bei Nicht-Technikern das vergleichende Bild vom „ICE-Bahnhof“ Eindruck, der die Fahrgäste auf kleinere regionale Strecken schickt. Demnach stellt das Umspannwerk Etzenricht eine der wichtigsten Schaltstellen im TenneT-Netz dar, bei der 380 kV-Strom entsprechend in Übertragungs- und Verteilnetze verteilt wird.
Die anschließende Informations- und Diskussionsrunde wurde zusätzlich durch Andreas Herath verstärkt, der als Projektleiter für die Planungen zur Gleichstromleitung SüdOstLink verantwortlich zeichnet. Intensiv wurden dabei die Fragen der Unternehmer erörtert und fachlich beantwortet: Welche Planungskriterien sind beim Ostbayernring berücksichtigt worden? Warum wird in den beiden Vorhaben Gleichstrom verkabelt, Wechselstrom aber nicht? Wo können Trassenführungen mit bestehender Infrastruktur wie Autobahnen gebündelt werden? Auf sachliche und objektive Weise konnten sich auch Unternehmensvertreter, die keinen energieintensiven Branchen angehören, über die Komplexität der Elektrizitätsversorgung informieren.
Abschließend dankte Gremiumsvorstand Reinhold Gietl den Vertretern der TenneT TSO GmbH für die ausführliche und fachlich fundierten Erklärungen und Informationen, die auch Unternehmern nochmals die Bedeutung und technischen Ansprüche der Stromversorgung verdeutlicht haben.
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