Wie wird ein Erdkabel verlegt | Teil I | Untersuchung des Baugrunds
18. Juni 2021 - Erdkabel - UW Ganderkesee
Vielleicht haben Sie davon gehört: erst kürzlich wurde im Landkreis Hildesheim beim Bau einer Höchstspannungsleitung von TenneT zufällig ein rund 12.000 Jahre alter Mammutzahn entdeckt. Solche spektakulären Funde sind natürlich sehr, sehr selten. Aber auch die Region rund um Oldenburg und Diepholz ist voller Geschichte und Überbleibsel davon sind im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte, teilweise sogar der Jahrtausende im weiter im Boden versunken.
Besiedelt ist die Region seit der Jungsteinzeit, also teils seit über 5000 Jahren. Als eindrucksvolle Zeugen jener frühen Zeit blieben, auch dank des bereits 1911 erlassenen Oldenburgischen Denkmalschutzgesetzes, viele Großsteingräber erhalten. Die außerordentlich hohe Zahl erhaltener Bodendenkmale und die Größe vieler Zeugnisse der Megalithkultur verhalfen etwa dem Gebiet südlich von Wildeshausen – auf der halben Strecke zwischen Ganderkesee und St. Hülfe - zu dem Namen „klassische Quadratmeile der Vorgeschichte“. Zu den größten und bekanntesten Grabanlagen gehören der 105 m lange Visbeker Bräutigam und die nur wenig kleinere Visbeker Braut südöstlich von Ahlhorn. Das in einer Heidefläche 4 km südwestlich von Wildeshausen gelegene Pestruper Gräberfeld gehört mit seinen rund 500 Grabhügeln der Bronze- und frühen Eisenzeit an. Es gilt als das größte Gräberfeld Nordwestdeutschlands und steht wegen seiner Bedeutung als Kultur- und Naturdenkmal unter doppeltem Schutz.
Auch wenn es kein Mammutzahn ist, aus Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit finden sich immer wieder historische Zeugnisse in der Region. Natürlich sind die Funde sehr wertvoll und dürfen nicht durch Tiefbauarbeiten an Kabelgräben oder Mastfundamenten beschädigt werden.
Daher wird der Boden – bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen– immer untersucht. Das nennt sich dann archäologische Prospektion.
Archäologische Schätze – Auf den Spuren von Indiana Jones
Im Zuge der Genehmigungsplanung hat das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) archäologische Verdachtsflächen aufgrund ihrer Lage im Kultur- oder Naturraum bestimmt. Diese Flächen wurden vorab per „Streifenprospektion” bestimmt. Bei der Prospektion im Rahmen des Leitungsbaus hebt ein Bagger Bodenschichten über den zukünftigen Kabelgräben bis auf die Tiefe aus, in der archäologische Artefakte vermutet werden. Um eine ebene Oberfläche zu erhalten, ist der Bagger mit einer ungezähnten Schaufel bestückt. Archäologisch relevante Verdachtsstellen werden markiert und nach Abschluss der Baggerarbeiten in der Tiefe untersucht. Falls sich der Verdacht erhärtet, beginnt die eigentliche Ausgrabung im Rahmen des für den Bau notwendigen Bodeneingriffs. Die bisherigen Untersuchungen habe bisher keine archäologisch bedeutsamen Artefakte zu Tage befördert.
Bodenuntersuchung - Kampfmittel
Zwei Weltkriege haben in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Noch immer liegen unzählige Kampfmittel unentdeckt im Boden. Meldungen über gefundene Bomben und deren Entschärfungen kennen wir alle. 2019 wurden in Niedersachen rund 133 Tonnen Kampfmittel aus der Zeit der beiden Weltkriege entdeckt. Das geht aus dem jetzt vorliegenden Jahresbericht des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) des Landes Niedersachsen hervor. 2018 waren es sogar rund 145 Tonnen in knapp 1.000 Einsätzen.
Zu den Kampfmitteln gehören sämtliche für Kriegszwecke bestimmte Munition und deren Überreste. Das sind beispielweise Bomben, Minen, Granaten, Spreng- oder Zündmittel.
Nach der langen Zeit im Boden sind die gefundenen Kampfmittel häufig kaum noch als solche erkennen, da Rost, Feuchtigkeit und Zeit ihre Spuren hinterlassen haben. Alte Munition wird im Laufe der Zeit jedoch nicht ungefährlicher; das Gegenteil ist der Fall. Alterungsprozesse und Korrosionseinwirkungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit und damit die Gefahr einer versehentlichen Zündung oder Explosion. Gefunden wird Munition vielfach durch die Auswertung von Luftbildern oder auch zufällig, etwa bei Neu- oder Umbaumaßnahmen. Gefährdet sind dabei immer wieder auch Kinder, Sammler und Schatzsucher oder das Personal aus Land- und Forstwirtschaft sowie von Tiefbau- und Metallrecyclingfirmen.
Auch für den Bau von Stromleitungen mit den dazugehörigen Kabelübergangsanlagen und Umspannwerken sind unentdeckte Kampfmittel eine reale Gefahr. Deshalb werden bei der Baugrunduntersuchung nicht nur die Böden in ihren geologischen Eigenschaften genau analysiert. Mit speziellen Suchgeräten wird vorab auch nach Kampfmitteln gefahndet. Sobald ein verdächtiger Gegenstand geortet wird, wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst informiert. Der Dienst wird vom Bundesland Niedersachsen betrieben.
Bei den Kampfmittelsondierungen im Abschnitt zwischen den Kabelüberganganlagen Ganderkesee und Klein Henstedter Heide wurden jüngst verschiedene Funde gemacht. Auf den nachfolgenden Bildern sehen Sie verschiedene Alltagsgegenstände wie ein altes Hufeisen oder eine Zange. Am bemerkenswertesten sind allerdings die Überreste einer alten Granate, die mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen geborgen wurde.
In unmittelbarer Nähe zur Kabelbaustelle in der Gemeinde Prinzhöfte, im nördlichen Abschnitt des Projektes befindet sich unser Erdkabel-Informationszentrum. Hier können Sie sich umfassend zum Thema Erdkabel informieren. Bei Interesse an einem Besichtigungstermin wenden Sie sich bitte an die folgende E-Mail-Adresse: EKIZ-Prinzhöfte@tennet.eu Sie können auch das digitale EKIZ unter dem folgenden Link besuchen: https://infomarkt.tennet.eu/erdkabelinfozentrum-prinzhoefte Wir freuen uns auf Ihren Besuch! |
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- erdkabel
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