Erweiterung des Umspannwerks Ganderkesee
17. Mai 2021 -
Bauvorbereitungen
Auf der Baustelle der zukünftigen rund vier Hektar großen Erweiterungsfläche ist schon seit einigen Wochen Bewegung zu sehen: die Vorbereitungen für den Bau laufen auf Hochtouren. Die Wege und Zufahrtsstraßen werden eingerichtet und der Boden unter der zukünftigen UW-Fläche genauesten untersucht.
Die Erweiterungsfläche
In Kürze geht es dann in richtig los mit der Errichtung der zehn neuen Schaltfelder. Neben der Einführung des 380-kV Kabels aus St. Hülfe werden außerdem ein neuer 380-kV/110-kV Transformator und zwei neue 380-kV Kompensationsspulen gebaut. Bis Ende 2022 dauert die Erweiterung, dann kann der neue Teil des UW in den Betrieb gehen.
Der Transformator wird später das Herzstück des Umspannwerks sein, denn er ist dafür zuständig, den Strom zu transformieren, damit er verlustarm weiter transportiert werden kann.
Der Trafo funktioniert mithilfe von zwei Kupferdrahtspulen, die sich auf einem geschlossenen Eisenkern mit unterschiedlich vielen Windungen befinden. Durch den Wechselstrom in der einen Spule wird ein ständig wechselndes Magnetfeld erzeugt, dass über den geschlossenen Eisenkern nach dem Induktionsgesetz eine Spannung in der anderen Spule erzeugt, die abhängig von der Windungszahl ist – so wird der Strom „umgespannt“.
Die beiden neuen Kompensationsspulen sind dafür zuständig sogenannte „Blindleistung“ auszugleichen und Übertragungsverluste zu minimieren. Sie sichern damit die Netzstabilität.
Den Großteil des TenneT-Netzes machen Drehstromleitungen aus. Damit die Stromübertragung im Netz funktioniert, wird Blindleistung für den Spannungsaufbau benötigt. Zur Wirkleistung, die tatsächlich beim Verbraucher ankommt, sollte die Blindleistung stets im richtigen Verhältnis stehen, damit der Stromtransport nicht beeinträchtigt wird. Das heißt, ohne Blindleistung ist kein Stromtransport möglich, jedoch reduziert zu viel Blindleistung im Netz die Wirkleistung und kann sich entsprechend negativ auf die Stromübertragung auswirken. Auf das richtige Maß kommt es an. Vereinfacht dargestellt, ist Blindleistung die Schaumkrone eines Bieres und das Bier selbst die Wirkleistung. Wird ein Bier falsch eingeschenkt, kann sich zu viel Schaum bilden. Steht das Bier zu lange, wird der Schaum instabil, nimmt ab und die Qualität des Bieres leidet. Die Schaumkrone sollte also stets im richtigen Verhältnis zum Bier sein. In der alten Energiewelt waren Kernkraftwerke und andere große Erzeuger, um im Bild zu bleiben, die Brauereien, die dafür sorgten, dass die Schaumkrone, also die Blindleistung, im richtigen Verhältnis zum restlichen Bier, also der Wirkleistung, geliefert wurde. Da alle Kernkraftwerke bis 2022 vom Netz gehen, wird TenneT nun zum Braumeister für Blindleistung, um seinem gesetzlichen Auftrag, rund um die Uhr ein sicheres Netz zu betreiben, auch in Zukunft erfüllen zu können. |
Bombenfunde am Umspannwerk Ganderkesee - Weltkriegsmunition sicher geborgen
Untersuchungen des Bodens gehören beim Bau fast immer dazu. Die Erweiterungsfläche des Umspannwerkes wurde als Verdachtsfläche für Kriegsreste eingestuft und durch eine Fachfirma für Kampfmittelräumung genauestens untersucht. Selten kommen dabei aber so spektakuläre Funde zu Tage wie hier. Nachdem ein Blindgänger bei den Bauarbeiten gefunden wurde, kamen im Zuge der Kampfmittelsondierungen weitere Funde an Licht: Bisher wurden mehr als zehn Bomben aus dem zweiten Weltkrieg geborgen. Es handelte sich hierbei jeweils um Phosphorbrandbomben des Typs INC 30lb, die immerhin 60cm lang und 15 Kilogramm schwer sind. Die Funde ergaben sich innerhalb des Baufeldes und somit weit ab von Straßen oder Wohnhäusern. Die Bomben konnten gefahrlos geborgen und anschließend durch den Kampfmittelräumdienst Niedersachen unschädlich gemacht werden. Im Zuge der Genehmigungsplanung hat das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) auch archäologische Verdachtsflächen aufgrund ihrer Lage im Kultur- oder Naturraum bestimmt. Die Flächen neu zu bebauenden Flächen des Umspannwerkes und der Arbeitsflächen wurden auch dahingehend untersucht. Die Untersuchungen habe bisher keine archäologisch bedeutsamen Artefakte zu Tage befördert.
Nach eingehenden Untersuchungen ist der größte Teil der Baufläche seit dem 30.04.21 freigegeben. Auf den freigegebenen Flächen haben die eigentlichen Arbeiten zur Erweiterung des Umspannwerks Ganderkesee begonnen, während auf der restlichen Baufläche weitere Untersuchungen hinsichtlich verborgener Kampfmittel fortlaufend durchgeführt werden.
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