Bodenschutz beim Freileitungsbau - Wie Wegebau den Boden schützen kann
-
29. Juni 2020
-
Freileitung - Nord,
Freileitung - Mitte,
Freileitung - Süd
Bei einer fertigen Freileitung steht der montierte Mast häufig am Rand oder in der Mitte eines Feldes, umgeben von Wiesengrün oder bestelltem Acker. Aber wie kommt der riesige Mast eigentlich dorthin ohne Spuren zu hinterlassen?
Natürlich wird ein Mast nicht als Ganzes aufs Feld gehoben. Er wird stückweise über temporäre Zuwegungen oder Baustraßen geliefert und auf einer sogenannten Montage- oder Arbeitsfläche am Maststandort vormontiert. Dann erst wird er Stockwerk für Stockwerk errichtet. Allerdings wirken durch die Anlieferung des Maststahls oder die Ankunft schweren Geräts enorme Kräfte auf den Boden ein: Allein der Mast wiegt rund 50 Tonnen, der Kran, mit dessen Hilfe er später montiert wird, 12 Tonnen. Um nach Fertigstellung der Freileitungsmasten wirklich keine Spuren auf dem Feld zu hinterlassen und Bodenverdichtungen zu vermeiden, ist die Wahl der geeigneten Baustraße wichtig.
Achtung Bodenverdichtung: Warum der Wegebau so wichtig ist
Immer wenn Fahrzeuge oder Maschinen über Böden fahren, wird durch das Eigengewicht Druck erzeugt. Ist der Druck unter den Reifen der Baustellenfahrzeuge größer als die Stabilität des jeweiligen Bodens, werden die Bodenpartikel dichter zusammengedrückt - der Boden wird verdichtet. Dies gilt es durch geeigneten Wegebau zu vermeiden, um die Durchlässigkeit des Bodens für Regenwasser und den Lebensraum für Bodenorganismen zu erhalten. Beides ist nicht nur für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts notwendig, sondern auch für den Erhalt der landwirtschaftlichen Ertragsfähigkeit des Bodens.
Unser Ziel ist es, die genutzten Flächen so zu hinterlassen, als wären die Masten von Zauberhand aufs Feld gekommen. Deswegen legen wir bei TenneT viel Wert auf einen angemessenen Wegebau. Denn Wegebau ist Bodenschutz! Aber wie sieht das genau aus?
Stahlplatten: Geeigneter Wegebau ist Bodenschutz!
Um Bodenverdichtungen über den gesamten Bauzeitraum zu vermeiden, werden neue Zuwegungen mit sogenannten Stahlplatten ausgelegt.
Die Stahlplatten werden als Baustraßen auf weichen, nicht tragfähigen Untergründen und Wiesenflächen genutzt. Die Platten dienen ebenfalls als Montageflächen für die gelieferten Mastteile.
Empfindliche Böden werden mit den Platten bedeckt und geschützt, da das Gewicht nicht direkt über die Reifen an den Boden, sondern erst auf die Stahlplatte übergeht. Diese federn den Druck auf einer viel größeren Fläche ab und verteilen ihn entsprechend breit. Die Platten sorgen außerdem dafür, dass Unebenheiten im Gelände für Baustellenfahrzeuge ausgeglichen werden.
Übrigens: Stahlplatten schützen nicht nur den Boden. Sie sorgen dafür, dass die Baustelle risikofrei erreichbar ist, denn Kräne und anderen Baumaschinen- und Fahrzeuge haben mit den Platten einen festen Untergrund und kommen so erst sicher ans Ziel kommen.
Flurschädenregulierung: Was passiert, falls nach Beendigung der Baumaßnahme doch Auswirkungen auf die Bodenqualität sichtbar sind?
Vor Beginn und nach Abschluss der Arbeiten wird der Zustand der privaten und öffentlichen Grundstücke, Straßen und Wege festgehalten. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Baustraßen mit Stahlplatten wieder vollständig zurückgebaut. Trotz sorgfältigem Einsatz von temporären Baustraßen und Zuwegungen kann es passieren, dass der Zustand des Bodens nach Beendigung der Baumaßnahme nicht dem Zustand davor entspricht. Die so entstandenen Schäden werden selbstverständlich durch die TenneT aufgenommen und behoben. Selbst wenn im Nachgang an die Bauarbeiten sich Störungen in der Bodenstruktur entwickeln, die auf die Baumaßnahme zurückzuführen sind, können diese angezeigt und dementsprechend entschädigt werden.
Bodenschutzkonzept: Wie lassen sich schädliche Bodenveränderungen verhindern?
Trotzdem ist es uns wichtig zu betonen, dass wir sehr viel dafür machen, dass es gar nicht erst zu einem Flurschaden kommt. Ein geeigneter Wegebau gehört dazu. Dieser ist Teil eines übergeordneten Bodenschutzkonzepts, welches Bauverfahren und Baulogistik auf ökologische und Bodenbelange sowie auf Land- und Forstwirtschaft abstimmt. Dabei werden zum Beispiel Bodenarten, Drainagen, Befahrbarkeit und Bewirtschaftung analysiert, in einem Maschinenkataster wird festgelegt, welches Gerät auf welchen Untergründen verwendet werden kann. Bis ins Detail wird geplant, um schädliche Bodenveränderungen zu verhindern und die Wiederherstellung der Bodenfunktionen nach dem Bau zu unterstützen. Die bodenkundliche Baubegleitung kontrolliert die Umsetzung des Konzeptes vor Ort. Darüber hinaus berät die bodenkundliche Baubegleitung TenneT, Eigentümer und Landnutzer, misst, kontrolliert, dokumentiert und betreut die Baumaßnahme. Sie ist kontinuierlich präsent und kümmert sich auch nach Bauende um die dann rekultivierten Flächen.
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.
0 Kommentare