Akrobatik in 50 m Höhe
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13. Mai 2020
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Freileitung - Nord
Akrobatik in 50 m Höhe
TenneT zieht die Leiterseile auf die Maste in der Samtgemeinde Harpstedt
Der nächste Meilenstein beim Bau der neuen, insgesamt rund 60 Kilometer langen 380-kV-Stromleitung Ganderkesee – Sankt Hülfe ist erreicht: Im Bauabschnitt der „Freileitung Nord“ werden seit Februar die Leiterseile zwischen den Masten gezogen. Seitdem haben wir bei Prinzhöfte rund 2 km des 20 km langen Freileitungsabschnitts mit Leiterseilen versehen. Die momentane Planung sieht vor, dass wir bis zum September 2020 den Seilzug in diesem Leitungsabschnitt abschließen und damit alle 50 Maste in diesem Abschnitt durch Leiterseile miteinander verbunden sind.
Seilzug: Zusammenspiel aus Trommeln, Rollen und Seilwinden
Damit am Ende durch die Leitung Strom fließen kann, müssen die Freileitungsmasten mit so genannten Leiterseilen verbunden werden. Die von uns eingesetzten Leiterseile bestehen aus einem zugfesten Kern aus Stahl und einer leitfähigen Außenschicht aus Aluminium. Angeliefert werden die Leiterseile auf großen Trommeln. Für die Seilzugarbeiten werden die Leiterseile von der Trommel am Boden über eine Winde mit Hilfe eines Vorseils auf die am Mast angebrachten Rollen gezogen. Dazu befinden sich an den seitlichen Auslegern am Mast, den sogenannten Traversen, Isolatorketten mit Rollen. Das Vorseil ist ein leichtes Kunststoffseil, das mit Hilfe einer Seilwinde die Leiterseile durch die Rollen an der Isolatorenkette zieht. Die neuen Leiterseile der Freileitung werden anschließend nach dem gleichen Prinzip mit einer Seilwinde von der Trommel eingezogen. Auf der anderen Seite des Abspannabschnittes wird der Seilzug gebremst, damit das Seil nicht unkontrolliert von der Trommel abrollt. Außerdem ist eine Bremse erforderlich, um den Seildurchhang zwischen Leiterseil und Boden zu regulieren, denn Leiterseile werden nie stramm zwischen zwei Masten gespannt. Schließlich soll das Seil weder zu tief durchhängen und zum Hindernis für Mensch, Tier oder Natur werden, noch zu straff gespannt sein, weil es sonst zu viel Spannung auf die Maste ausübt. Damit der Strom später fließen kann, werden zudem Blitzschutzseile angebracht.
Freileitungsmontage: Schwerstarbeit in luftiger Höhe
Ohne die Freileitungsmonteure kann kein Seilzug vollzogen werden. In luftiger Höhe sorgen sie dafür, dass das Leiterseil am Mast an richtiger Stelle montiert wird. Wer als Freileitungsmonteur arbeitet, darf keine Angst vor der Höhe haben. Darüber hinaus sind Freileitungsmonteure Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert. Nur wenn Stürme vorausgesagt sind oder Eis auf den Traversen liegt, ist die Arbeit nicht mehr möglich und wird unterbrochen.
Schon ein leichter Wind sorgt dafür, dass sich zwei Freileitungsmonteure nicht mehr direkt miteinander unterhalten können, da sie einander nicht hören können. Die Kommunikation mit den Kollegen am Boden, aber auch mit den Kollegen auf der Traverse erfolgt über Funk. Wenn Monteure auf dem Mast Arbeiten verrichten, gibt es immer einen Kollegen, der vom Boden aus die Sicherheit der Arbeiten überwacht und im engen Austausch mit den Kollegen ist.
Schutznetze: Seilzug über eine Autobahn
Links und rechts an der Autobahn A1 im Bereich Prinzhöfte stehen die Masten unserer Leitung. Hier sind die Leiterseile bereits gezogen. Um diese Masten zu beseilen und dabei den Verkehr weder zu beinträchtigen noch zu gefährden brauchte es mehrere Schritte. Zuerst haben wir im Februar die A1 kurzzeitig gesperrt, um in einem ersten Schritt Stahlseile über die gesperrte Autobahn zu legen und anschließend zu spannen. Hierbei haben die Autobahnmeisterei und Polizei unterstützt, mit denen die Aktion im Vorfeld geplant wurde. Diese dienen dazu ein Schutznetz über die Autobahn zu ziehen, das den Arbeitsbereich während des eigentlichen Seilzugs schützt.
Daten und Fakten: Der Seilzug in Zahlen
Jeder der neuen Maste trägt zwei Stromkreise, die jeweils aus drei Phasen mit je 4 Leiterseilen bestehen. Für die insgesamt 24 Leiterseile wird der Vorgang jedes Mal aufs Neue wiederholt. Anschließend werden u.a. zum Blitzschutz der Freileitung noch zwei sogenannte Erdseile an der Mastspitze und etwas unterhalb der Mastspitze (mit dem gleichen Prinzip wie die Leiterseile) angebracht.
Damit bringt TenneT bis zum Abschluss des Seilzugs im September 440 Kilometer Leiterseile mit rund 941 Tonnen Gesamtgewicht auf die Maste. Hinzukommen kommen noch 37 Kilometer Erdseile mit rund 26 Tonnen.
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