Seit rund 50 Jahren versorgt der Hessenring weite Bereiche Hessens mit Strom. Nach und nach wurden ab Mitte der 1960er bis Anfang der 1990er Jahre die 380 Kilovolt (kV) Verbindungen zwischen dem Rhein-Main-Gebiet, Mittel-, Nord- und Osthessen und wiederum dem Rhein-Main-Gebiet von Umspannwerk zu Umspannwerk in Betrieb genommen. Seitdem verrichten die Höchstspannungsleitungen mit einer gesamten Trassenlänge von 317 Kilometern rund um die Uhr und ohne besondere Beachtung seitens der Öffentlichkeit ihre tägliche Arbeit.
1975 wurde der 51 Kilometer lange Abschnitt zwischen den Umspannwerken Mecklar in Ludwigsau und Dipperz nahe Fulda fertig. Die Verbindung bildet den östlichsten Bereich des Hessenrings, der seit etwa vier Jahren abschnittsweise in ganz Hessen modernisiert wird. Ab Anfang Februar startet zwischen Mecklar und Dipperz nun der Tausch der sogenannten Isolatorketten. Diese rund fünf Meter langen Porzellanisolatoren kommen dem Ende ihrer technischen Lebensdauer näher und müssen deshalb durch moderne Kunststoffisolatoren ersetzt werden. Die zwei Hauptaufgaben der Isolatoren bleiben gleich: Zum einen die sichere Isolation zwischen stromführenden Leiterseilen und den Strommasten dauerhaft zu gewährleisten und zum anderen die bis zu 150 Tonnen starken Zug- und Tragkräfte zum Mast und über diesen zum Fundament weiterzuleiten.
Der Kettentausch wird stets nur an einer Seite der Leitung durchgeführt. Die jeweils andere Seite bleibt in Betrieb, um die Versorgungssicherheit Osthessens auf gleichbleibend hohem Niveau auch während der Arbeiten zu gewährleisten. Naturgemäß führt solch eine Arbeitsteilung zu einer etwas längeren Projektzeit. In diesem Fall plant TenneT rund drei Monaten für die gesamte Modernisierung ein.
Mit dem Tausch der Isolatorketten ist keine Erhöhung der Spannung oder der Stromübertragung verbunden. Ebenso haben diese turnusmäßigen Arbeiten keine Auswirkung auf die von TenneT bisher erarbeiteten Korridore für das Projekt Fulda-Main-Leitung (P43). Hierfür wird die von der Bundesnetzagentur geführte Bundesfachplanung entscheidend sein.
Insgesamt investiert TenneT bei diesem Abschnitt des Hessenrings rund vier Millionen Euro in einen zukunftssicheren Netzbetrieb und die Versorgungssicherheit Hessens.
Hessenring – nachhaltiger Netzbetrieb als Fundament der Energiewende
Im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders und des zunehmenden Stromverbrauchs in den 1960er und 1970er Jahre wurde in Hessen und in der gesamten alten Bundesrepublik der Bau tausender Kilometer an neuen 380-kV-Leitungen notwendig. Dass der Betrieb von Ringleitungen am sichersten ist, war schon zu Beginn der Großstromübertragung in den 1920er Jahren bekannt, weshalb auch die 380-kV-Verbindungen in Hessen Ende der 1960er Jahre als überregionale Ringleitung geplant wurden.
Bei einem ringähnlichen Aufbau ist die Stromversorgung auch aus der anderen Richtung möglich. Dies und die weitere Vermaschung im Stromnetz bilden die Grundlage dafür, dass TenneT in Deutschland eines der sichersten Stromnetze weltweit betreibt. Damit dies in Zukunft so bleibt und das bestehende Netz weiterhin einen wichtigen Eckpfeiler für die Energiewende bildet, müssen die Leitungen fortlaufend modernisiert werden.
Heute besteht der Hessenring aus insgesamt sechs 380-kV-Verbindungen. TenneT verknüpft über diese Leitungen die Umspannwerke Karben (Wetteraukreis), Gießen-Nord, Borken (Schwalm-Eder-Kreis), Mecklar (Landkreis Hersfeld-Rothenburg), Dipperz (Kreis Fulda), Großkrotzenburg (Main-Kinzig-Kreis) und wieder Karben im nördlichen Rhein-Main-Gebiet.
Fit für das weitere 21. Jahrhundert
Bei den Leitungen zwischen Borken und Mecklar sowie zwischen Borken – Gießen/Nord und Karben verpflichtet der Gesetzgeber TenneT, deren Übertragungskapazität zu verstärken. Dadurch wird der Hessenring auch für die Anforderungen des weiteren 21. Jahrhunderts fit gemacht und sichert auch zukünftig die Stromversorgung des Rhein-Main-Gebietes. In Verbindung mit der in der Planung befindlichen Fulda-Main-Leitung und der im Bau befindlichen Wahle-Mecklar-Leitung wird außerdem ein besserer Austausch mit Bayern und Baden-Württemberg sowie den ost- und norddeutschen Bundesländern ermöglicht.