Bayernwerk Netz und TenneT kooperieren: Leitung Raitersaich – Grafenrheinfeld ermöglicht künftig Aufnahme von Grünstrom
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Letzte Aktualisierung
21.11.2022
Corporate
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Bayernwerk Netz kauft bestehenden 220-kV-Stromkreis von TenneT auf der Leitung zwischen den Umspannwerken Raitersaich und Grafenrheinfeld
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Nach geplanter Umbestellung der Leitung auf 110-kV ermöglicht die Verbindung die Einbindung von zunächst 100 MW Grünstrom
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Leitungsumwidmung von TenneT auf Bayernwerk reduziert Netzausbau und beschleunigt dezentrale Energieeinspeisung in der Region
Seit September 2022 führt Übertragungsnetzbetreiber TenneT Instandhaltungsmaßnahmen auf der rund 90 Kilometer langen Leitung zwischen dem mittelfränkischen Umspannwerk Raitersaich und dem unterfränkischen Umspannwerk Grafenrheinfeld durch. In diesem Zusammenhang kamen mehrere Kommunen auf TenneT sowie den Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netz mit der Bitte zu, entlang der Verbindung die Einspeisung Erneuerbarer Energien-Anlagen zu ermöglichen. Nach kurzfristiger und pragmatischer Prüfung bestätigen die beiden Netzbetreiber nun eine Leitungsumwidmung. Während TenneT nach wie vor zwei 380-kV-Stromsysteme betreiben wird, kauft die Bayernwerk Netz das auf der Strecke verlaufende 220-kV-System von TenneT. Bayernwerk Netz wird diesen Stromkreis in den kommenden zwei Jahren ebenfalls erneuern und auf einen 110-kV-Betrieb umstellen. Damit ermöglichen Bayernwerk Netz und TenneT die räumlich nahe Einbindung von zunächst rund 100 MW Grünstrom entlang dieser Leitung. Perspektivisch können durch Verstärkung der bestehenden 110-kV-Leitungen sowie einer Zubeseilung mit einem zweiten 110-kV-System, mehrere 100 MW Grünstrom eingebunden werden.
Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer von TenneT, zeigt sich erfreut: „Gerne greifen wir Anliegen aus den Kommunen auf und bringen diese wenn möglich auf den Weg. Mit unserer Kooperation mit der Bayernwerk Netz stellen wir die Weichen für den Ausbau Erneuerbarer Energien in der Region und einen integriert gedachten Netzausbau. Die pragmatische Lösungsfindung zwischen unseren Häusern zeigt, dass der Ausbau des Verteil- und Übertragungsnetzes Hand in Hand geht. Energiewende braucht kreative und effiziente Ideen und Ansätze wie diesen.“
Dr. Egon Leo Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, sagt: „Wir unterstützen das Ziel des Freistaats, bis 2040 klimaneutral zu sein. Damit wir gemeinsam erfolgreich sind, muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien-Anlagen und deren Integration ins Stromnetz gelingen.“ Die Zahl der PV-Anträge, die bei der Bayernwerk Netz derzeit zur Bearbeitung vorliegen, übersteige die Zahl der PV-Anlagen, die Bayerns größter Verteilnetzbetreiber in Summe in den letzten zehn Jahren ans Netz angeschlossen hat. „Um diesem PV-Boom erfolgreich zu begegnen, muss das Stromnetz regional verstärkt werden. Die Umwidmung der ehemaligen Höchstspannungsleitung der TenneT zwischen Raitersaich und Grafenrheinfeld ist eine nachhaltige und umsichtige Lösung, da kein Bau einer neuen Stromtrasse notwendig und beim Wechsel im Bestand auf eine niedrigere Spannungsebene zunächst kein zeitintensives Genehmigungsverfahren erforderlich ist“, erklärt Egon Westphal. Die neue Verbindung im Bayernwerk-Verteilnetz zur Einbindung Erneuerbarer Energien in einer Größenordnung von rund 100 Megawatt Leistung könne daher vergleichsweise schnell zur Verfügung stehen.
Hintergrundinformationen:
Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT führt derzeit auf der rund 90 Kilometer langen Stromleitung zwischen dem Umspannwerk Raitersaich im Landkreis Fürth und dem Umspannwerk Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt turnusgemäße Instandhaltungsmaßnahmen durch. Die in den 1970er Jahren fertiggestellte Freileitung führt zwei 380-kV-Stromkreise, einen 220-kV-Stromkreis sowie im nördlichen Teil zwei 110-kV-Stromkreise der Bayernwerk Netz. Im Zuge der Leitungserneuerung kündigte TenneT zunächst an, die Leiterseile und Isolatorketten der beiden 380-kV-Systeme auszutauschen sowie die 220-kV-Leiterseile zurückzubauen, da die Verbindung altersbedingt und systemtechnisch für den Betrieb des Höchstspannungsnetzes nicht mehr erforderlich ist. Bayernwerk Netz sieht in einem 110-kV-Stromkreis zwischen den Umspannwerken Raitersaich und Grafenrheinfeld langfristig eine sinnvolle Ergänzung im regionalen Verteilnetz. TenneT und Bayernwerk Netz haben die Umwidmung der Leitung vereinbart. TenneT hat den Rückbau des 220-kV-Systems mit sofortiger Wirkung gestoppt. Ab frühestens 2024 könnte die Leitung dann Erneuerbare Energien-Anlagen in das Verteilnetz integrieren.