Eine Region, zwei Projekte: Altheim - St. Peter und Pirach - Pleinting
Die Übertragungskapazitäten des bayerischen Höchstspannungsnetzes sind in zunehmendem Maße ausgeschöpft. Gleichzeitig verändert sich die Erzeugungssituation in ganz Deutschland und es werden mehr und mehr erneuerbare Energien in das bestehende Netz eingespeist. Zudem kommen in Bayern einige der bestehenden Leitungen in die Jahre und müssen dringend modernisiert werden. Daher hat der Gesetzgeber uns als Übertragungsnetzbetreiber damit beauftragt, die zum Teil über 80 Jahre alten 220-kV-Stromleitungen zwischen Altheim und St. Peter (Österreich) sowie zwischen Pirach und Pleinting zu modernen 380-kV-Leitungen auszubauen. Dadurch sollen die beiden Stromadern ihren Aufgaben auch in der Zukunft gerecht werden und die dauerhafte Versorgungssicherheit der Region mit der benötigten Energie gewährleistet bleiben. Aufgrund der räumlichen Nähe beider Leitungen zueinander, wollen wir Sie an dieser Stelle über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Ersatzneubauprojekte informieren.
Räumliche Zusammenhänge und Unterschiede
Rein geographisch gesehen verläuft die geplante Leitung zwischen Altheim und St. Peter von Ost nach West und die geplante Leitung zwischen Pirach und Pleinting von Süd nach Nord. Beide Leitungen werden zukünftig dafür sorgen, die Versorgungssicherheit aller Bürgerinnen und Bürger in der Region sowie der lokalen Industrie, insbesondere des Bayerischen Chemiedreiecks, zu sichern. Die Leitungen berühren sich in der Nähe von Tann und nordöstlich von Simbach am Inn. Die jeweils zwei Stromkreise jeder Leitung teilen sich an diesen Punkten auf, um eine optimale Vernetzung (man spricht hier von Redundanz) der angeschlossenen Umspannwerke zu erreichen. Beispielsweise wird das Umspannwerk Pirach nach Abschluss aller Arbeiten einmal mit dem Umspannwerk Isar und einmal mit Umspannwerk St. Peter verbunden sein.
Mit der Umsetzung der 380-kV-Leitungen erfolgt eine Erhöhung der Transportkapazitäten zwischen Deutschland und Österreich, weshalb das Ersatzneubauprojekt Altheim - St. Peter in Anlehnung an den österreichischen Teil der Leitung auch Österreich-Leitung genannt werden könnte. Auf österreichischer Seite wiederum, wird die Leitung als Deutschland-Leitung bezeichnet. Über die Leitung kann zukünftig ein noch effizienterer Ausgleich erneuerbarer Energien aus Deutschland mit Strom aus den Pumpspeicherkraftwerken in Österreich erfolgen. Da Altheim - St. Peter insgesamt zu einer Steigerung der Versorgungssicherheit innerhalb der Europäischen Union beitragen wird, wird der Ersatzneubau von der Europäischen Kommission als ein Projekt von gemeinsamem Europäischen Interesse eingeordnet und unterstützt.
Genehmigungsrechtliche und planerische Unterschiede
Altheim – St. Peter und Pirach – Pleinting sind zeitlich und verfahrensrechtlich voneinander abgetrennt. Beide Projekte werden abschnittsweise geplant, genehmigt und gebaut. Das Projekt Altheim – St. Peter ist in die Abschnitte 1 (Altheim – Adlkofen), 2 (Adlkofen – Matzenhof) und 3 (Simbach – St. Peter) unterteilt. Pirach – Pleinting untergliedert sich in die Abschnitte 1 (Pirach – Tann) und 2 (St. Peter – Pleinting).
Während sich im Projekt Altheim – St. Peter bereits alle drei Abschnitte in den letzten Zügen der jeweiligen Planfeststellungsverfahren befinden und das vorgelagerte Raumordnungsverfahren seit einigen Jahren abgeschlossen ist, sieht es im Projekt Pirach – Pleinting noch anders aus. Hier stehen wir noch vor dem eigentlichen Genehmigungsverfahren. Dort wurde für den südlichen Abschnitt des Ersatzneubaus Pirach – Pleinting im November 2021 erst das Raumordnungsverfahren eröffnet, der nördliche Abschnitt befindet sich noch vor dem Start dieses ersten formellen Schritts.
Herausforderungen der Ersatzneubauprojekte
Wenn es um den Bau der Stromleitungen Altheim – St. Peter und Pirach – Pleinting geht, hat die enge Vernetzung der beiden Projekte, zum Beispiel im Abschnitt zwischen Tann und St. Peter, direkte Auswirkungen auf den Bau. Die unterschiedlichen Genehmigungsstände der beiden Ersatzneubauprojekte, führen dazu, dass der Rückbau einzelner Teilstücke der Bestandsleitung früher oder später beginnt und phasenweise verlaufen wird. In den meisten Fällen wird mit dem Rückbau der alten Leitung begonnen, sobald ein Abschnitt oder Teilstück fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde. Im Abschnitt von Matzenhof bis zur Landesgrenze kann der Rückbau der Bestandsleitung jedoch erst erfolgen, wenn die Inbetriebnahme des Projektes Pirach – Tann erfolgt ist. Eine weitere Herausforderung stellt die schrittweise Umstellung auf die Spannungsebene von 380 Kilovolt dar. Hierbei sind mehrere Umspannwerke (in Deutschland und Österreich) mit ihren Transformatoren gleichzeitig betroffen. Die lückenlose Energieversorgung wird TenneT dabei mit höchster Priorität berücksichtigen.
Sie haben weitere Fragen zu den Ersatzneubauprojekten Altheim – St. Peter und Pirach – Pleinting? Dann schreiben Sie unseren Bürgerreferenten Markus Kretzler (Altheim – St. Peter) oder Daniela Schwerdfeger (Pirach – Pleinting) gerne eine Email oder melden Sie sich telefonisch bei uns. Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen in den Dialog zu treten!