Alternative Technik für die Stromversorgung - das Erdkabelsystem
Für die Übertragung von elektrischer Energie gibt es grundsätzlich zwei Technologien: Freileitungen und Erdkabel. Bei Höchstspannungsnetzen im Drehstrombereich sind Freileitungen Stand der Technik. Die Erdkabeltechnik kommt nur in sogenannten Pilotprojekten zum Einsatz. Pirach – Pleinting ist eines davon. Wir planen in einigen Bereichen im Streckenverlauf mit Erdkabeln. Wann eine solche Erdverkabelung zum Einsatz kommt und wie die Technik funktioniert, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag zeigen.
Warum es an manchen Stellen Erdkabel gibt und an anderen nicht
Ob ein Streckenabschnitt erdverkabelt werden kann, richtet sich nach den Kriterien des Bundesbedarfsplangesetzes. Nach § 3 gilt für alle Gleichstromverbindungen wie SuedOstLink ein Vorrang der Erdverkabelung. Gleichstromverbindungen werden eingesetzt, um elektrische Energie verlustarm über weite Strecken von Punkt zu Punkt zu übertragen. Insbesondere für den zunehmenden Nord-Süd-Transport bietet sich die Gleichstromtechnik an und wird so auch zu einer Entlastung des bestehenden Drehstromnetzes beitragen.
Bei Drehstromprojekten wie dem Ersatzneubau Pirach – Pleinting sind Erdkabelverlegungen nur im Rahmen von definierten Pilotprojekten möglich, da Drehstrom-Erdkabel auf der Höchstspannungsebene bislang kaum erprobt sind. Das heißt, es wird grundlegend mit Freileitung geplant und bei klar definierten Auslösekriterien auf Erdkabeloptionen geprüft. Nur wenn diese Auslösekriterien vorliegen, sieht der Gesetzgeber die Möglichkeit für eine Erdverkabelung.
Ziel der Pilotprojekte ist es aufgrund der vielen offenen technischen Fragen wie z. B. der Auswirkungen auf das Gesamtstromnetz, der wenigen Betriebserfahrung und der höheren Kosten praktische Erfahrungen zu sammeln, um damit mehr Planungssicherheit für zukünftige Projekte zu gewinnen.
Nach wie vor hat die Freileitungstechnik Vorrang. Die finale Entscheidung darüber, ob ein bestimmter Streckenabschnitt als Freileitung oder Erdkabel gebaut wird, liegt schlussendlich bei der Genehmigungsbehörde.
Technischer Hintergrund zu Erdkabeln
Die unterirdische Stromübertragung mit Kabeln erfordert eine Systemverdoppelung. Die Kabel werden dabei parallel nebeneinandergelegt, um eine gleichmäßige Temperaturverteilung zu gewährleisten. Im Falle des Ersatzneubauprojekts Pirach – Pleinting würde es sich um zwölf Kabel handeln, die als Erdkabel ca. 1,60 Meter tief verlegt werden müssten. Während des Baus kann die benötigte Trassenbreite bei vier Kabelsystemen mit je drei Erdkabeln bis zu 60 Meter betragen. Nach Bauabschluss muss ein etwa 23-25 Meter breiter Schutzstreifen von tiefwurzelnden Gehölzen freigehalten werden. Sofern Freileitungen und Erdkabelabschnitte bei einem Leitungsbauvorhaben zusammenkommen, werden sogenannte Kabelübergangsanlagen benötigt. Diese technischen Anlagen sorgen dafür, dass der Strom von der einen auf die andere Leitungstechnologie übertragen werden kann. Diese brauchen viel Platz und können Flächen bis zu einem Hektar beanspruchen – das entspricht in etwa der Größe eines halben Fußballfeldes.
Eine detaillierte Beschreibung zur Erdverkabelung finden Sie hier.
Einfluss von Erdkabel auf Menschen und Umwelt
Das Erdkabel kann eine Verbesserung in Hinblick auf den Wohnumfeldschutz darstellen. Bei Erdkabeln werden die Grenzwerte der elektrischen Felder, die bei der Übertragung von Strom entstehen, durch den Kabelschirm und das umgebende Erdreich abgeschirmt und so deutlich unterschritten. Zwar ist nach Abschluss der Bauphase das Erdkabel kaum sichtbar, jedoch ist der Eingriff in die Natur bei der Verlegung von Erdkabeln erheblich. Die Eingriffe in den Boden sind bei einem Erdkabel größer als bei einer Freileitung. Dadurch ist eine maßgebliche Betroffenheit für das Grundwasser, Bodendenkmäler oder empfindliche Böden eher gegeben als bei einer Freileitung. Um diese Auswirkungen zu minimieren, müssen die Baufirmen strenge Vorgaben einhalten. TenneT stellt dies durch eine naturschutzfachliche, bodenkundliche und archäologische Baubegleitung sicher.
Kommt es zudem zu einer Beschädigung des Erdkabels oder elektrischen Problemen, ist die Reparatur deutlich kostspieliger und zeitaufwändiger, da Bagger die Kabel erst freilegen müssen. Dies wirkt sich ganz erheblich auf die Reparaturdauer und Stromversorgung aus.
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Im nächsten Beitrag beschäftigen wir uns ausführlich mit dem Freileitungssystem. Bleiben Sie gespannt!
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